„Heilig Blut“ am Staatstheater Nürnberg

von Dr. Christine Künzel

Endlich! Es hat lange gedauert, bis sich das Nürnberger Schauspielhaus für das Werk der bedeutendsten Autorin der Stadt interessierte. Nun, zum Abschluss der Spielzeit und als letzte Inszenierung vor dem Wechsel der Intendanz, wurde Elsners Roman „Heilig Blut“ in einer dramatisierten Fassung in Elsners Geburtsstadt auf die Bühne gebracht.

Mit Gisela Elsners Roman Heilig Blut ist eine unselige Publikationsgeschichte verbunden, die die Autorin in einem Interview vom September 1987 folgendermaßen beschrieb:

„Im Falle meines antifaschistischen Romans ‚Heilig Blut‘ habe ich, etwas jenseits der Legalität, die Weltrechte für diesen Roman an den größten sowjetischen Verlag verkauft. Das Buch erscheint demnächst in der UdSSR, wo man es für mein bestes Buch hält, während es hier von drei Verlagen als ‚mißlungen‘ abgelehnt wurde. Was daran mißlungen war, sagte man mir allerdings nicht. Zu meiner Freude wird der Roman jetzt nicht etwa vom Deutschen, sondern vom Russischen ins Bulgarische übersetzt. Ob man ihn daraufhin vom Bulgarischen ins Sudanesische oder Koreanische übersetzen wird, kann ich momentan noch nicht sagen.“

Tatsächlich war der Text zunächst 1987 in einer russischen Übersetzung im Moskauer Raduga-Verlag erschienen und lag bis zu der Ausgabe, die 2007 zwanzig Jahre später erschien, nicht in deutscher Sprache publiziert vor.

Nun wurde dieser lange verschmähte Roman zwar für die Bühne entdeckt. Bedauerlicherweise ist der Text aber aktuell nicht mehr im Buchhandel erhältlich.

Die Regisseurin Ildikó Gaspar hat eine überzeugende Bühnenfassung erstellt, die auf der deutschsprachigen Erstveröffentlichung des Romans beruht, die 2007 im Berliner Verbrecher Verlag erschien. Aber auch die Inszenierung überzeugt. Es wird deutlich, dass der Text ohne sprachliche Veränderungen in die heutige Zeit übertragen werden kann. Und: das Thema ist aktueller denn je! Eine Gruppe von Alt-Nazis trifft sich einmal im Jahr, um ihre Neigungen zu Hass, Gewalt und Grausamkeit in einer schwach besiedelten Region im Bayerischen Wald auszuleben – mit gravierenden Folgen. Der Roman zählt zu den explizit antifaschistischen Werken der Autorin Gisela Elsner.

Die Inszenierung von „Heilig Blut“ ist auch über die Grenzen Nürnbergs hinaus für Interesse gestoßen. Es gab zahlreiche Besprechungen – sogar in der „Süddeutschen Zeitung“.

© Konrad Fersterer, Staatstheater Nürnberg, mit freundlicher Genehmigung des Staatstheaters Nürnberg
© Konrad Fersterer, Staatstheater Nürnberg, mit freundlicher Genehmigung des Staatstheaters Nürnberg
© Konrad Fersterer, Staatstheater Nürnberg, mit freundlicher Genehmigung des Staatstheaters Nürnberg

Für das Programmheft führte der Dramaturg Fabian Schmidtlein ein Gespräch mit der Ersten Vorsitzenden der Internationalen Gisela Elsner Gesellschaft, Dr. Christine Künzel (S. 11-19).

Vorankündigungen zur Inszenierung von „Heilig Blut“:

https://www.nn.de/kultur/heilig-blut-kommt-ins-nurnberger-theater-worum-ging-es-gisela-elsner-mit-ihrem-roman-1.14711983

https://www.nn.de/kultur/die-jager-sind-die-schlimmsten-wolfe-heilig-blut-als-bilderspektakel-am-staatstheater-1.14716824

Kritiken zur Premiere von „Heilig Blut“:

https://www.sueddeutsche.de/bayern/nuernberg-gisela-elsner-heilig-blut-theater-kritik-li.3249568

https://nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=25524&catid=609&Itemid=40

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